Nach unserem Trondheim-Ausflug bekam Michael Zahnschmerzen. Na herzlichen Glückwunsch. An Bord gibt es keinen Arzt, schon gar keinen Zahnarzt. Und es war Freitag und es stand kein längerer Aufenthalt mehr auf dem Program für den Tag. Am Samstag sollten wir für 2,5 Stunden in Bodø halten, aber samstags einen Arzt finden? Die Dame von der Rezeption hat es doch tatsächlich geschafft, einen Arzt zu überzeugen, am Samstag zu arbeiten. Zudem hat sie auch gleich ein Taxi bestellt, welches uns in die Klinik bringen soll. Die Organisation war echt top!!
Was waren wir aufgeregt. Wird alles klappen? Was wird das für ein Arzt sein? Wie (un-) modern mag die Klinik wohl sein? Und wenn es wirklich eine Klinik / Krankenhaus sein sollte, dann müssen wir allen anderen Patienten klar machen, daß wir uns leider vordrängeln müssen, da das Schiff ja nicht auf uns wartet.
Um 12:30 Uhr sollten wir anlegen, und prompt, wie sollte es anders sein, hatten wir etwas Verspätung. Zwar waren es nur gut 10 Minuten, aber wenn man eh schon unter Zeitdruck steht, zählt ja jede Minute. Immerhin stand das Taxi bereit, und der Fahrer wußte auch schon, wo wir hin wollten.
Der Weg vom Schiff zur Praxis war sehr kurz, ich glaub nicht mal ein Kilometer. Umso erstaunter waren wir über den Preis: satte 25 Euro!!! Nun gut, da wir Zeitdruck hatten, blieb uns ja keine andere Wahl.
Als wir in die Praxis kamen (es war eine ganz normale Zahnarztpraxis), stand der Doc schon parat. Und er hatte die Ruhe weg. Er hat uns erstmal aufgefordert, ihm von unserer Reise zu erzählen. Er wollte alles ganz genau wissen.
Während er sich den bösen Zahn genauer angesehen hat, habe ich an seinem Computer gesessen und die Patientenakte eingerichtet. Die Praxis war hochmodern, geröntgt wurde direkt auf dem Behandlungsstuhl (zu Hause müssen wir immer noch in einen extra Röntgen-Raum und bekommen die Bleischürze umgehängt) und schwupps war das Bild auf dem Monitor. Zudem roch es in der Praxis angenehm nach Räucherstäbchen. Die Behandlungszimmer waren in weiß und lila gehalten.
(Die Bilder sind von der Praxis-Homepage. Unser Doc war der auf dem Bild rechts)
Glücklicherweise sprach Peter (der Doc) supergutes englisch, da er 16 Jahre in London gearbeitet hat. Das ganze auf norwegisch wäre lustig geworden 😉 Nur als er uns dann erklären wollte, was er zu tun gedenkt, versagten meine Englischkenntnisse. Zum Glück gibt es ja Freund Google. Und dann sprach Peter in schönstem norwegischen Singsang das Wort „Wurzelbehandlung“ aus. Ach klang das niedlich. Und ihm hat das Wort supergut gefallen, denn er hat es immer wieder gesagt. Auch während er am behandeln war, guckte er immer zwinkernd zu mir rüber, grinste und sagte „Wurzelbehandlung“. 🙂
Überrascht wurden wir dann, als er die Rechnung ausstellte. Nachdem die Taxifahrt ja schon wahnsinnig teuer war, haben wir beim Doc erstrecht mit einer hohen Rechnung gerechnet, denn wir waren fast 1,5 Stunden dort und der Doc hatte ja eigentlich gar keine Sprechstunde. Der ganze Spaß hat uns aber nur 200 Euro gekostet.
Und der Doc war einfach super. Wäre er nicht so weit weg, wäre das definitiv unser Arzt des Vertrauens. So ein sympathischer Mann, der auch noch sehr gute Arbeit geleistet hat.
Als wir wieder zu Hause waren, haben wir die Rechnungen dann beim ADAC eingereicht, wo wir unsere Auslandskrankenversicherung abgeschlossen haben. Am Freitag haben wir die Unterlagen abgeschickt, und am folgenden Mittwoch war das Geld inclusive der Taxirechnung bereits auf unserm Konto! Wow, das nenne ich mal eine superschnelle Bearbeitung!!! Das muß ausdrücklich gelobt werden!
Unterm Strich ist also alles super gelaufen: eine tolle Organisation von Hurtigruten, ein wahnsinnig toller Arzt und eine Versicherung, die genau das tut, wofür man sie hat. Und Michaels Zahnschmerzen gehörten dann auch der Vergangenheit an.